Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e. V.

Europäischer Tag des Fahrrades: ADFC MV fordert Umdenken bei der Verkehrsplanung

Zum Weltfahrradtag am 03.06.2022 meldet sich der ADFC MV zu Wort und fordert, wie schon so oft, das Fahrrad in der Planung des Verkehrs als selbstverständlichen Bestandteil des Verkehrs mehr „mitzudenken".

Der Landesvorsitzende des ADFC MV auf einem Teilabschnitt des Ostseeküstenradweges im Bereich der Baustelle Poeler Straße, Hansestadt Wismar. Gute Radwegführung sieht anders aus! © Horst Krumpen

Landesvorsitzende Horst Krumpen dazu :

„Leider wird das Fahrrad, obwohl scheinbar täglich in den Nachrichten und mit viel Geld gefördert, immer noch als etwas empfunden, was den raschen Verkehrsfluss des sogenannten motorisierten Individualverkehr stört. 

Auch im Jahr 2022 sehen wir an vielen Stellen des Landes sogenannte „Bettelampeln“, wo Radfahrende stehen bleiben müssen um durch das Drücken einer Taste den motorisierten Verkehr zu unterbrechen. Erst dann dürfen die Radfahrenden, die angeblich doch unverzichtbar sind für die sogenannte Verkehrswende, den Weg mit dem Fahrrad fortsetzen.

Stellen wir uns am heutigen Tag einmal ganz kurz vor, diese Regelung für Fuß- und Radverkehr würde den motorisierten Verkehr betreffen, das heißt der KFZ Fahrer müsste aussteigen um den Rad- oder Fußverkehr zu stoppen. Den Aufschrei können wir uns wohl kaum vorstellen, oder?

Warum sollen also die Radfahrenden und Fußgänger an einer Ampel betteln um ihren Weg fortsetzen zu dürfen? Wir fordern die Abschaffung solcher „Bettelampeln“. Das wäre technisch ein kleiner Schritt, würde aber enorm zur Gleichbehandlung der Verkehre beitragen, wenn Rad- und Fußverkehr ganz selbstverständlich überall in die Schaltung einer Ampel eingebunden wären.

Auch eine koordinierte Planung von Radwegen ist leider immer noch Fehlanzeige. Wenn Sie mit ihrem PKW eine Stadt/ Kreis oder Gemeindegrenze erreichen, so bleibt dies in der Regel unbemerkt in ihrem Verkehrsfluss, denn sie erleben niemals, dass eine Straße an einer solchen imaginären Grenze endet. Als Radfahrer erkennen sie solche Grenzen an plötzlich endenden Radwegen, oder an fehlender Radverkehrsführung, im Fachjargon auch „Straßenbaulastträger“ genannt.

Wussten Sie schon, was das wichtigste Kriterium ist um einen Radweg zu bauen? Sie dachten bisher, es sei die Zahl der Radfahrenden, oder etwa deren Sicherheitsgefühl? Leider falsch, auch im Jahr 2022 ist es die Anzahl der motorisierten KFZ auf der Straße – je mehr KFZ desto wahrscheinlicher ist es, das irgendwann ein Radweg gebaut wird. Irgendwann heißt, wenn der schon genannte Straßenbaulastträger, also die Gemeinde/ Stadt / Kreis / Land oder der Bund Geld „übrig haben“.

Das es manchmal im ländlichen Raum als gefährlich empfunden wird auf Straßen unterwegs zu sein, die so schmal sind, dass es keinen Mittelstreifen gibt und auf denen dann sehr breite Landmaschinen und LKW  unterwegs sind, spielt bei der Frage des Radwegebaus leider keine wirkliche Rolle. Es sei denn, die Verkehrssicherheitskommission registriert besonders viele schwere Unfälle.

Jeder politisch Verantwortliche sollte sich selbst die Frage stellen, ob er sein Kind am frühen Morgen, zu jeder Jahreszeit mit dem Fahrrad zur Schule fahren lassen würde und sich dabei sicher fühlen kann. Wenn die Antwort nein lautet, dann ist dem Verkehrsmittel Fahrrad leider zu wenig Beachtung geschenkt worden.

Nur wenn Radfahrende eine sichere Infrastruktur vorfinden sind wir auf dem richtigen Weg.
Wenn wir die Verkehrswende ernst nehmen und nicht nur in politischen Sonntagsreden zum Thema machen wollen, dann muss sich hier etwas ändern. Das Gefühl, dass derzeit viel Geld in Radwege investiert wird, ist leider nicht durch die Realität der Straße bestätigt. Förderprogramme gibt es so viele, wie es Hindernisse bei der Umsetzung gibt. Bis zu einer gleichberechtigten Betrachtung aller Verkehre ist es noch ein weiter Weg. Wenn das Land hier in erster Linie auf die Finanzmittel des Bundes setzt, wird es seiner Verantwortung nicht gerecht. Die steigende Zahl von Fahrradunfällen in den letzten Jahren zeigt deutlich, dass die Infrastruktur nicht wirklich sicher ist.

Zum Tag des Fahrrades gilt aber auch :Nur wenn wir ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht walten lassen, dann geht es miteinander im Verkehr gut. So sagt es auch der § 1 der STVO. Das Recht des Stärkeren gilt nicht für Radfahrende gegenüber Fußgängern und auch nicht für KFZ gegenüber Radfahrenden. Wenn wir alle ein wenig mehr Rücksicht nehmen, auf den scheinbar schwächeren Verkehrsteilnehmer dann klappt es auch im Straßenverkehr. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allzeit eine sichere und gute Teilnahme am Straßenverkehr, egal in welcher Rolle sie gerade daran teilnehmen.“

Horst Krumpen
Landesvorsitzender ADFC MV

Der ADFC MV ist mit rund 1.600 Mitgliedern in MV und mehr als 200.000 Mitgliedern bundesweit die größte Interessenvertretung der Radfahrenden in Deutschland und steht ihnen jederzeit mit Rat und Tat und ohne staatliche Förderung zur Seite.


https://mv.adfc.de/neuigkeit/europaeischer-tag-des-fahrrades-adfc-mv-fordert-umdenken-bei-der-verkehrsplanung

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